Bestandsaufnahme der sozialpsychiatrischen Diagnose zwischen Klassifizierung und Anthropologie
Seminar-Nr.: S58219.09.2023
Seminar-Inhalt
Wenn ich ein Bild betrachte, nehme ich zuerst den spontanen persönlichen Eindruck wahr, den das Bild auf mich macht. Ich kann es dann mit anderen Bildern vergleichen, schauen, worauf der Fokus im Bild gerichtet wird. In einem nächsten Schritt kann ich dann das Bild in Bezug auf sein Thema untersuchen: Ist es “klassische” oder “moderne” Kunst? Und hermeneutisch kann ich prüfen, welche Wirkung und Bedeutung dieses Bild in verschiedenen Zeitabschnitten gehabt haben mag.
Eingeladen wird zur Diskussion, zu einem offenen Austausch über Bilder, und was sie bewirken können und sollen.
Inhalte der Fortbildung werden sein:
- “Ich glaub, ich steh im Wald” – kann ich mich im Dschungel des menschlichen Verhaltens besser orientieren, wenn ich – wie in der Biologie der Pflanzen und der Tiere – Ordnungssysteme zur Verfügung habe? Wann ist psychiatrische Diaknostik sinnvoll und hilfreich und wann kann sie eher hinderlich werden?
- Herausforderung Komorbidität: Eine psychische Erkrankung kommt selten allein….
- Vom schamhaften Verbergen des Leidens hin zur öffentlichen Aufwertung der persönlichen Verletzlichkeit-die neue “Outing”-Kulrur
- Von der Melancholie als Weltschmerz zur “Modern Depression”
- Von Entwicklungsstörungen zur Neurodiversität
- Es ist normal, verschieden zu sein – von der “normtragenden Majorität” zur Akzeptanz jedes individuellen Ausdrucks am Beispiel queerer Communities
- Gesellschaft der Bedürftigen – Perfektionismus und die Sucht nach Anerkennung
Als Diskussionsgrundlage wird den Teilnehmenden je ein Bilderbuch zur Verfügung gestellt. Im Buch finden sich Kernaussagen aktueller Forschung unterschiedlicher Sozialwissenschaften, aber auch Fotos, Zeichnungen und Gemälde. Das Buch wirft ein Schlaglicht auf die oben benannten Inhalte. Die Refrentin versteht sich als Moderatorin der Diskussion. Diese ist Ergebnis offen., kann aber dazu beitragen, dass wir uns zu einer Diagnostik entwickeln, die individuell, sozial, psychologisch, medizinisch, pädagogisch, politisch und ökonomisch ist, indem sie Schnittstellen der Wissenschaften ausleuchtet und Wechselwirkungen erkennt.
Zielgruppe: Fachkolleg*innen, die mit psychosozialer Diagnostik, Lebenswelt- und Sozialraumorientierung arbeiten